178 Seconds To Live

Knapp drei Minuten hat ein VFR Pilot noch zu leben wenn er in IMC einfliegt.
Dieses Video zeigt recht deutlich und drastisch was in den letzten drei Minuten, nach Einflug in IMC in einem Piloten so vorgeht.

Das Video ist schon alt und die Weisheit, dass der VFR-Privatpilot nur noch drei Minuten zu leben hat, nachdem er in IMC eingeflogen ist, wurde mir schon während meiner PPL Ausbildung gesagt.
Ich hab das immer ein wenig belächelt, schließlich habe ich unzählige IFR Stunden in verschiedenen Flugsimulationen auf meinem PC verbracht.
Ich wusste schon vor meiner Ausbildung, ganz genau was ein künstlicher Horizont, oder ein Wendezeiger ist und wie ein ILS funktioniert.

Auch nach meiner Ausbildung konnte es schon mal passieren, dass man in Luftraum „Golf“ nicht ganz „free of clouds“ war, es war doch gar nicht so gefährlich wie alle erzählt haben, mir ist nie etwas passiert.
Bis ich dann das erste Mal mit einer Cessna 182 RG in eine „richtige“ Wolke eingeflogen bin.
Wir reden jetzt hier nicht von so ein wenig „Wolkenkitzeln“, sondern von einer massiven, grauen, milchigen Wand, die die Sichtweite auf wenige Meter reduziert und die Dich auch nicht mehr rauslässt.

Du bist darin gefangen, es gibt kein Entrinnen, weder nach unten, dort ist der Boden, noch nach oben, da wird es zu kalt und du hast mit Vereisung zu kämpfen.
Es passiert genau das was im Video beschrieben wird.

Eben hattest Du das Steuerhorn noch ganz sanft und zärtlich in der Hand, jetzt umschließt die linke Hand den Knüppel so hart, dass die Knöchel weiss hervortreten, die rechte Hand geht unwillkürlich zum Throttle und nimmt Leistung raus. Erst mal langsamer werden, das gibt Dir Zeit zum Nachdenken.
So hast du es Dir beim Autofahren  in den vergangenen Jahren antrainiert, erst mal von Gas gehen.
Dein Unbehagen wächst sekündlich und durch Deinen festen Griff am Steuerhorn beginnt sich die Fluglage unmerklich zu verändern.
Die Strobes werden von den feinen Wasssertröpfchen der Wolke reflektiert und fangen an Dich zu blenden.
Aber wenigstens fliegst Du geradeaus, sagt Dein Hintern, aber deine Instrumente sagen was ganz anderes, der Kompass und der Kurskreisel drehen sich, das Vario und der Höhenmesser bewegen sich, die Nadel des Geschwindigkeitsmessers steht schon am Ende des gelben Bereichs und der künstliche Horizont bescheinigt Dir, dass Du Dich ein einer Sinkflugkurve nach links befindest.
Ziehen, nach rechts steuern, die Maschine ausrichten, auf den Horizont starren, Höhe gewinnen.
Während Du das machst schaust Du auch ab und zu nach draußen, Du suchst verzweifelt einen Referenzpunkt, so wie Du es als VFR Pilot gewohnt bist.
Aber was ist jetzt? Das Steuer wird so schwammig?
Du bist zu langsam! Außerdem in einer Steigkurve nach rechts! Wie kann das sein, es hat sich alles so gut angefühlt! Drücken, Gas geben, nach links korrigieren, nicht dem Arsch vertrauen.

Mit den Worten: „I have Control“ befreite mich mein Fluglehrer während meiner ersten realen IFR-Flugstunde aus dieser misslichen Situation.
Wir hatten inzwischen 400 Fuss verloren und alleine wäre ich aus dieser Nummer sehr wahrscheinlich auch nicht mehr rausgekommen, München Radar wurde aufgrund des Flugverlaufs auch schon ein wenig nervös.

Ich weiss gar nichts!
Auch gefühlte 500 Stunden Flugsimulator am heimischen PC und 10 Flugstunden auf einem FNTP II in der Flugschule haben mich nicht ansatzweise darauf vorbereitet was tatsächlich passiert, wenn ein VFR Pilot in IMC Conditions einfliegt.

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