Ein Verein ohne Heimat
Im Jahr 1967 wurde der Fliegerclub Erding gegründet, seit diesem Zeitpunkt flogen wir in friedlicher und freundlicher Koexistenz mit der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Erding.
Ende September 2015 mussten wir, mehr oder minder von einem Tag auf den Anderen, die Vereinsmaschinen und die Privatflugzeuge auf nicht absehbare Zeit von dem Fliegerhost Gelände entfernen.
Quasi über Nacht Stellplätze für drei Vereinsmaschinen und zwei Privatflugzeuge zu finden war wirklich nicht einfach, aber wir wurden in Landshut (EDML) freundlich und solidarisch aufgenommen und uns wurde auch prompt ausgeholfen.
In den ersten Monaten war es uns darüber hinaus auch nicht gestattet unser Vereinsheim aufzusuchen, denn unsere Zugangsberechtigung zum Fliegerhost Erding wurde auch zurückgezogen.
Seit etwas über 7 Monaten sind wir jetzt sozusagen heimatlos, wir dürfen zwar wieder in unser Vereinsheim, aber da das Vereinsleben jetzt getrennt von unseren Flugaktivitäten stattfindet ist unser Vereinsheim oft verwaist.
Mehrere Mitglieder haben diesen Bruch mit unserer fliegerischen Heimat auch zum Anlass genommen Ihre aktive Mitgliedschaft im Verein zu überdenken und sind ausgetreten.
Aber es wird auch langsam klar, dass wir bis vor kurzem noch in einem Hort der Glückseligkeit untergebracht waren.
Alleine die Unterstellgebühren in an einem fremden Flugplatz für unsere drei Maschinen sind vorsichtig geschätzt mehr als dreimal so hoch, wie sie es noch in Erding waren, hinzu kommen fast doppelt so hohe Spritpreise, da wir teilweise gezwungen waren AVGAS statt MOGAS zu tanken.
Auch das Handling der Flugzeuge ist an dem fremden Flugplatz deutlich schwieriger und zeitaufwändiger geworden, früher war es für mich im Optimalfall durchaus möglich innerhalb von 30 Minuten von meiner Haustür ins Cockpit zu gelangen, heute dauert dieser Vorgang mindestens eineinhalb Stunden.
Das alles wirkt sich selbstverständlich auch auf die abgenommenen Flugstunden aus, waren es von Januar 2015 bis Ende Mai 2015 noch über 225 Flugstunden sind es im Vergleichszeitraum 2016 nur noch 178 Flugstunden auf unseren drei Maschinen.
Wir befinden uns in einer Zwickmühle, weniger Flugstunden, höhere Spritpreise, höhere Unterstellgebühren führen in den Köpfen der Verantwortlichen, trotz prall gefüllter Vereinskassen, scheinbar zwangsläufig zu einer Erhöhung der Flugstundenpreise.
Frei nach dem Motto: “Das haben wir immer schon so gemacht“
Eine Erhöhung der Flugstundenpreise führt dazu, dass sich manche Mitglieder überlegen ob sie dieses Hobby im Verein weiterführen wollen, denn wie ich in anderen Artikeln schon ausgeführt habe, rechnet sich die Vereinsmitgliedschaft für Piloten eigentlich erst ab ca. 20 Flugstunden im Jahr.
Also werden wir wieder Mitglieder verlieren, wenn wir die Preise erhöhen, ein Teufelskreis.
Vor 5 Jahren hatte unser Verein noch über 80 aktive Mitglieder, viele Entwicklungen der letzten Jahre in unserem Verein haben dazu geführt, dass Anzahl unsere aktiven Mitglieder aktuell bei 45 liegt.
Wie machen das denn andere Vereine, Flugschulen oder Vercharterer an gewerblichen Flugplätzen?
Die tanken auch feinstes AVGAS, zahlen Ihre Unterstellgebühren für die Flugzeuge auf den Drehtellern und deren Piloten müssen auch Landegebühren bezahlen.
Scheinbar funktioniert es, weil bei diesen Unternehmen eine andere Denkweise vorherrscht.
Aber es gibt ein kleines Licht am Horizont, es zeichnet sich eine Lösung ab die es uns erlaubt wieder „nach Hause“ zurückzukehren, zurück nach Erding, zurück in unseren Hort der Glückseligkeit.
Lesson Learned?
Die Frage die mich beschäftigt ist folgende:
Haben die aktuellen Vorstände, aber auch die zukünftigen Vorstände etwas aus unserer Situation der vergangenen Monate gelernt?
Wollen wir uns weiter, in diesem überaus günstigen Umfeld, auf unseren Lorbeeren ausruhen, oder nutzen wir die Zeit die uns noch in Erding bleibt, um den Verein für die zukünftigen Herausforderungen zu wappnen.
Wird dieser Verein weiterhin wie in den vergangenen 50 Jahren geführt, oder fangen wir an ihn zu modernisieren und ihn neu aufzustellen, so dass wir vorbereitet sind wenn wir das nächste Mal vor die Tür gesetzt werden.
Das nächste Mal wird das letzte Mal sein, soviel ist sicher, denn wenn die Bundeswehr den Standort tatsächlich aufgibt, stehen schon genug finanziell gut aufgestellte Interessenten in den Startlöchern um sich die Sahnestücke der frei werdenden Grundstücke zu sichern.
Selbst wenn wir die Möglichkeit bekommen das Gelände teilweise zu pachten und den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten, wird das nicht mehr zu den günstigen Konditionen möglich sein, von denen wir die letzten 50 Jahre profitiert haben
Wir werden uns auf diese Zukunft vorbereiten müssen, aber mit 45 aktiven Mitgliedern und einer Denkweise aus dem letzten Jahrhundert ist es abzusehen dass wir diese Herausforderung nicht stemmen werden.